Das LET ME-Programm des Medical Education Center wurde 2016 ins Leben gerufen, um der Vermittlung von Fachwissen und -können im Medizinstudium ein Lehrangebot zur Seite zu stellen, das im Besonderen auf die persönliche und professionelle Entwicklung der Studierenden auf dem Weg in das ärztliche Berufsfeld eingeht.
Es ist die Zielsetzung des Programms, ein Lehrportfolio zu entwickeln, das einer professionellen Identitätsentwicklung gerecht wird. Umgesetzt wird dies methodisch insbesondere mit den Mitteln der Narrativen Medizin: Die Lehrveranstaltungen werden anhand von Impulsen aus dem gesamten Bereich der Kulturgeschichte konzipiert, um den Studierenden einen Blick „über den Tellerrand der Medizin“ zu ermöglichen und einen Perspektivwechsel auf das ärztliche Handeln, seine geschichtliche und gesellschaftliche Ausgestaltung und v.a. die persönliche Bedeutung für jeden einzelnen Medizinstudierenden bzw. jede einzelne Medizinstudierende zu eröffnen.
Das LET ME-Programm bietet jedes Wintersemester ein eigenes Wahlfach an und ist mit kleineren Einheiten Bestandteil weiterer Wahlfach- und Seminarangebote. Im Rahmen der Interdisziplinären Vorlesung ist es Teil der Reihe „Einführung in die klinische Medizin: Ärztin/Arzt werden, Ärztin/Arzt sein“. Mit dem Tutorium sowie dem Seminar „Plötzlich in der Klinik“ ist es Teil eines Angebots, das spezifisch auf das Praktische Jahr und dessen Erfahrungshorizonte ausgerichtet ist. Als Online-Angebot wurde mit LET ME… touch base! eine Moodle-Plattform mit aktuell über 100 Reflexionsübungen zu den unterschiedlichsten Bereichen der Medizin aufgebaut.
Mit dem Modul „Life & Science“ wurde zudem ein zweisemestriges Lehrangebot für Studierende des TUM Elite-Masters Biomedical Neuroscience konzipiert, das seit 2018 durchgeführt wird. Dies ist ein erster Schritt das Konzept der professionellen Identitätsentwicklung transdisziplinär zu verankern.
Im Sinne des Outreach über das universitäre Umfeld hinaus finden sich auf dem Blog LET ME… find words for this! Impulse aus den Live-Veranstaltungen sowie der von LET ME unterhaltene, interdisziplinäre Podcast LET ME … talk about it!, bei dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedensten Disziplinen (Architektur, Game Studies, Literaturwissenschaft, etc) einen Blick auf die Medizin werfen. Auch unser Instagram-Kanal informiert über aktuelle Veranstaltungen und gewährt Einblicke in unsere Lehrformate: @lettered_medicine
Interdisziplinäre Summer School der TUM School of Medicine and Health zur geschichtsbewussten Entwicklung professioneller Identität in der Medizin
Förderung: Ideenwettbewerb der TUM zur studienbezogenen Verstärkung der Exzellenzstrategie
Laufzeit: 2025 - 2026
Ansprechpartnerinnen: Karina Korecky und Sandra Apondo
Beschreibung:
Die Entwicklung professioneller Identität in der Medizin (Professional Identity Formation, PIF) beschreibt einen fortlaufenden Prozess der Auseinandersetzung mit den beruflichen, moralischen und sozialen Anforderungen ärztlichen Handelns. Ziel ist es, angehende Ärztinnen und Ärzte darin zu unterstützen, „to think, act, and feel like a physician“ (Cruess & Cruess) – also fachliche, ethische und persönliche Dimensionen des Berufes zu integrieren.
Der jüngste Bericht der Lancet Commission on Medicine, Nazism, and the Holocaust (2023) hebt hervor, dass dieser Prozess auch eine historische Dimension umfasst. Vorgeschlagen wird, das Konzept der PIF zu einer „History-Informed PIF (HI-PIF)” zu erweitern. Eine geschichtsbewusste Entwicklung professioneller Identität soll dazu beitragen, historische Bedingungen und Bedrohungen medizinethischer Prinzipien zu erkennen und deren Bedeutung für die heutige Medizin und unser berufliches Selbstverständnis zu reflektieren.
Ziel des Projekts ist es, in enger Zusammenarbeit von Lehrenden und Studierenden der Medizin sowie anderer Fächer, neue Formate zu entwickeln, die historische Reflexion und ethische Bildung in der medizinischen Ausbildung nachhaltig verankern (siehe auch die Weiterentwicklung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs NKLM 2.0). Im Zentrum stehen Fragen nach der Bedeutung historischer Verantwortung für das heutige professionelle Selbstverständnis sowie nach Wegen, eine reflektierte, verantwortungsbewusste Haltung zu fördern. Geplant sind ein interdisziplinärer Workshop und eine Summer School, in deren Rahmen Vorträge, Diskussionen und Exkursionen den Raum für interaktive und erfahrungsbasierte Lernprozesse eröffnen.
An der Mitarbeit interessierte Studierende und Dozierende der TUM School of Medicine and Health, der Medizinischen Fakultät der LMU sowie der kooperierenden Kliniken sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Get in touch!
Förderung: Stiftung Innovation in der Hochschullehre, FR-357/2023
Laufzeit: 2024 - 2026
Ansprechpartnerinnen: Lea Sturm, Laura Borgstedt und Sandra Apondo
Beschreibung:
Wissenschaftliche Befunde zeigen, dass implizite Vorurteile gegenüber Patienten und Patientinnen, u.a. in Form von Stereotypen und Diskriminierungen (bspw. in Bezug auf Geschlecht, Herkunft, sozioökonomischer Status und Gewicht) die Qualität der medizinischen Behandlung negativ beeinflussen können – bis hin zu fehlerhaften Diagnosen oder mangelhaften Therapien. Ärzte und Ärztinnen sehen sich ebenfalls Diskriminierungen von Patienten und Patientinnen und Kollegen und Kolleginnen ausgesetzt, die die Arbeitszufriedenheit negativ beeinflussen können. Die Umsetzung des innovativen Projektes erfolgt durch eine Weiterentwicklung des Curriculums in simulationsbasierten Trainings, um implizite Vorurteile wiederholt sichtbar zu machen und Formen und Ursachen zu thematisieren. Die Wirksamkeit der Maßnahmen wird fortlaufend evaluiert. Hierdurch soll ein Bewusstsein für die Existenz und die gravierenden Auswirkungen impliziter Vorurteile im medizinischen Bereich geschaffen werden. Ziel des Projektes ist es, den Studierenden im Rahmen eines longitudinalen Curriculums im klinischen Abschnitt eigene implizite Vorurteile bewusst zu machen und Verhaltensweisen zu fördern, um auf diskriminierendes Verhalten von Kollegen und Kolleginnen und Patienten und Patientinnen adäquat reagieren zu können.
LET ME … touch base! Eine digitale Plattform zur Förderung professionsorientierter Reflexion und Resilienz in der Medizin(ausbildung)
Förderung: Ideenwettbewerb „Studienbezogene Verstärkung der Exzellenzstrategie“ – Wettbewerb 2019
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner: Daniel Teufel, M.A., Katharina Mosene, M.A., Prof. Dr. med. Pascal Berberat
Beschreibung:
Um den professionellen und persönlichen Herausforderungen ihres Berufsalltags gewachsen zu sein, brauchen (angehende) Ärztinnen und Ärzte ein ausgeprägtes Reflexions- und Resilienzvermögen. Um dies zu fördern, gibt es bereits seit 2016 am TUM MEC das professionsorientierte Programm LET ME (kurz für Lettered Medicine/ Lettered Medical Education). Durch LET ME… touch base! sollen bestimmte Einheiten dieses Programms allen Studierenden und Dozierenden der medizinischen Fakultät sowie allen Ärztinnen und Ärzten des Universitätsklinikums in Form einer zeit- und ortsunabhängigen digitalen Plattform zugänglich gemacht werden.
Case-based Medical Professional Reasoning (CBMPR)
Projektleitung: Prof. Dr. M. Wijnen-Meijer
Projektverantwortlicher TUM MEC: Dr. med. Ch. Holzmann-Littig
Beschreibung:
Eine mittlerweile bewährte Methode in der medizinischen Ausbildung ist das sogenannte Case-based Clinical Reasoning (CBCR). Das bedeutet, dass die Studierenden anhand von Patientenfällen lernen, die Schritte des Argumentationsprozesses zu durchlaufen und zu einer Diagnose zu kommen. Oft erhalten die Studierenden zu Beginn nur begrenzte Informationen über den Patienten bzw. die Patientin, die später durch die Antworten des Patienten bzw. der Patientin, die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung und andere diagnostische Informationen ergänzt werden. Die Tatsache, dass die Studierenden diese Art von Fällen regelmäßig in ihrer Ausbildung besprechen, hilft ihnen dabei, in der klinischen Praxis schnellere und bessere Diagnosen zu stellen.
Aber in der Berufspraxis von Ärztinnen und Ärzten sind nicht nur klinische Faktoren relevant. Auch Aspekte wie Ethik, Führung, Medizinrecht und Patientensicherheit müssen beim Umgang mit und der Beratung von Patientinnen und Patienten berücksichtigt werden. In diesem Projekt wollen wir daher Case-based Medical Professional Reasoning (CBMPR) entwickeln und umsetzen.
Selbstwirksamkeit als Kernkompetenz des 21. Jahrhunderts
Förderung: „Ideenwettbewerb – Studienbezogene Verstärkung der Exzellenzstrategie“ der TUM
Laufzeit: 2021-2022
Assoziierte Publikationen
Wenn Ärzte und Ärztinnen erkranken – Gedanken über einen Perspektivwechsel.
Onkologie, 30, 43-47.
‘You also have to let people go’ – Effects of formative experiences with dying and death on medical trainees’ attitudes.
Medical Science Educator, 34, 1059–1069. DOI:10.1007/s40670-024-02090-0
Insights into the meaning of medical students’ studies. An online survey at two medical faculties.
GMS Journal for Medical Education , 41(4). Doc45. DOI:https://doi.org/10.3205/zma001700
Seeing with Different Eyes. The Module Life & Science of the Elite-Master Program Biomedical Neuroscience.
Medical Science Educator, 34, 463–469. DOI:10.1007/s40670-024-01992-3
Professional Identity and Motivation for Medical School in First‑Year Medical Students: A Cross‑sectional Study.
Medical Science Educator, 33, 431–441. Published online: 06 March 2023. DOI:10.1007/s40670-023-01754-7
German first-year medical students’ expectations of their professional life – concerns and hopes: a project report.
GMS Journal for Medical Education, 40(6).
Bedeutung der Lernumgebung und Reduzierung von Burnout in der stationären Weiterbildung – Analyse des Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin Bayern (KWAB).
Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen (ZEFQ). Available online 8 February 2022. DOI:10.1016/j.zefq.2021.12.001
Programs to encourage working as a general practitioner in rural areas: why do medical students not want to participate? A cross-sectional study.
BMC Complementary and Alternative Medicine, 22(622). DOI:10.1186/s12909-022-03688-x
Einleitung. Die Narrative Medizin im deutschsprachigen Raum.
In A. Wohlmann, D. Teufel & P. O. Berberat (Hrsg.), Narrative Medizin. Praxisbeispiele aus dem deutschsprachigen Raum (S. 7-20), Köln: Böhlau Verlag.
LET ME … keep your eyes open! Was man als Ärzt*in so alles sehen muss?!
In A. Wohlmann, D. Teufel & P. O. Berberat (Hrsg.), Narrative Medizin. Praxisbeispiele aus dem deutschsprachigen Raum (S. 89-110), Köln: Böhlau Verlag.
LET ME … have a(n other) thought about Dementia! Einblicke in die emotionalen und intersubjektiven Dimensionen der Demenz anhand künstlerischer und poetischer Inputs.
In A. Wohlmann, D. Teufel & P. O. Berberat (Hrsg.), Narrative Medizin. Praxisbeispiele aus dem deutschsprachigen Raum (S. 149-164), Köln: Böhlau Verlag.
Eine feste Burg ist unsere Gesundheit. Ein Beispiel für den Sinn und Nutzen metaphorischer Gedankenspiele in der Medizin(-ausbildung).
In A. Bendheim & J. Pavlik (Hrsg.), Gesundheit als Metapher (S. 125-137). Heidelberg: Universitätsverlag Winter.
Eine gebührende Aufteilung des Stimmlichen. Polyphone Bewusstseinsentwicklung im Medizinstudium.
In J. Genz, & P. Gévaudan (Hrsg.), Polyphonie in literarischen, medizinischen und pflegewissenschaftlichen Textsorten (S.127-139). Göttingen: V&R unipress.
Social Identification with the Medical Profession in the Transition from Student to Practitioner.
Teaching and learning in medicine, Epub ahead of print. DOI:10.1080/10401334.2020.1723593
(Selbst-)Reflexion und das Training professioneller Fähigkeiten im Kontext des zukünftigen ‚Arzt-Seins‘ – eine qualitative Analyse medizinstudentischer Erfahrung bei LET ME…keep you real!
GMS Journal for Medical Education, 37(5), Doc47.
Einem großen Teil des Materials verständnislos gegenüber … Was die moderne Medizin von der Freud’schen Psychoanalyse lernen kann – und sollte.
In E. Frick, A. Hamburger & S. Maasen (Hrsg.), Psychoanalyse in technischer Gesellschaft, Streitbare Thesen (S. 45 - 56), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Von Sick of ... zu Sick with ... zu Walk with ... Die narrative Anerkennung individuellen Leidens und Lebens in der Medizin(ausbildung).
Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung / Interdisciplinary E-Journal for Narrative Research, DIEGESIS 7(H.1.), 70-85. https://www.diegesis.uni-wuppertal.de/index.php/diegesis/article/view/299 .
Aus- und Weiterbildung: Arzt, nicht „nur" Mediziner.
Deutsches Ärzteblatt, 115(47), A-2172. https://www.aerzteblatt.de/archiv/203230/Aus-und-Weiterbildung-Arzt-nicht-nur-Mediziner.